Welche Entwicklung gab es 2022 am Baufinanzierungsmarkt und wird es noch geben?
Für den Baufinanzierungsmarkt ist das Jahr 2022einhistorisches. So viele Veränderungen wie in diesem Jahr gab es kaum zuvor. Steigende Zinsen, steigende Baupreise, Lieferprobleme, zu wenig Wohnraum und die steigende Inflation sind die Hauptfaktoren, welche den Baufinanzierungsmarkt in Spannunghalten.
Zinsmarkt 2022
DerZinsmarkt hat einen völlig unerwarteten Wandel im Jahr 2022 erlebt. Für ein zehnjähriges Immobiliendarlehen ist der Zins von Anfang des Jahres ca.1% auf über 3% gestiegen. Damit liegen die Zinsen höher als vor 10 Jahren. Im Juni war ein besonders starkes Wachstum zu verzeichnen. Hier stiegen die Konditionen für ein zehnjähriges Darlehen um ca. 0,5%–in der Spitzeauf3,4%. Der rasante Anstieg ist unter anderem dem geldpolitischen Kurs der Notenbankengeschuldet. Ziel ist,es mit der straffen Geldpolitik die hohe Inflation zu stoppen, welche durch die Coronapandemie,denUkrainekriegunddie Lieferproblemeausgelöst wurde. Die Erwartungen an die Leitzinserhöhung am 21.07 waren bereits im Markt zu erkennen. Daher lässt sichjetzt schon eine leichte Entspannung auf den Zinsmärkten beobachten. In den ersten Juliwochen ist der Zins auf ca. 3,3% zurückgegangen. Laut Expertenumfragen werden die Zinsen im Laufe des Jahres weiterhin steigen. Allerdings nicht mehr in dem Tempo wie in der ersten Jahreshälfte. (1)
Immobilienmarkt 2022
Auch der Immobilienmarkt erlebt zurzeit einen Umbruch. Seit 2020 haben die Immobilienpreise trotz oder wegen Corona kräftig angezogen. So stiegen die Haus–und Wohnungspreise 2020 um 7,8%. 2021 setzte sichder Trend fort, Häuser und Wohnungen verteuerten sich um 11%.Treiber waren der pandemiebedingte Run auf Immobilen, die niedrigen Zinsen und die Inflation. Seit Anfang 2022 sind Veränderungen am Markt zu erkennen. Das unbegrenzte Interesse an Immobilien lässt allmählich nach, die Preise sind auf einem Allzeithoch.So ist im zweiten Quartal die Nachfrage nach Wohnimmobilien zum Kauf um 36% gegenüber dem Vorjahr gefallen, so das WohnBarometer von ImmoScout24. Die Anzahl der inserierten Angebotestieg im zweitenQuartal um 46%. Dies lässt durchblicken, dass der Markt einen Wandel erlebt. (2) Ein weiterer Faktor sind die gestiegenen Zinsen. Durch den rasanten Zinsanstieg ist die Finanzierung einer Immobilie deutlich schwieriger als noch vor einem Jahr. Die monatlichen Raten betragenteilweisemehr alsdas doppelte imVergleichzum Tiefstand des letzten Jahres. In der Baubranche ist ein ähnliches Bild zu verzeichnen. Laut einer Ifo–Umfrage werden aktuell ungewöhnlich viele Projekte storniert. Auslöser hierfür sind unter anderem das fehlende Material, die Lieferengpässe, welche sich nur langsam zurückbild und die Unsicherheit wegen der künftigen Fördermöglichkeiten. (3) Trotz der Umstände gab es einen leichten Preisauftrieb, allerdings ließ die Preisdynamik nach. Die Steigerungsrate zum Vorquartal betrug +0,8%. Im Vergleich dazu das 4. Quartal 2021 mit einem Anstieg von 3,1% gegenüber dem Vorquartal. (4) Die zukünftige Entwicklung des Immobilienmarktes hängt maßgeblich von der Zinsentwicklung und der Entwicklung der Rohstoffpreise ab. Aktuell gehen Experten von einer moderaten Preisentwicklung bis Jahresende aus.
Bausparmarkt 2022
Die oben beschriebenen Entwicklungen haben nicht nur auf die Baufinanzierung, sondern auch auf den Bausparmarkt Auswirkungen. Bausparen war in Folge der Niedrigzinsphase für viele Verbraucher nicht mehr besonders relevant, da weder attraktive Darlehenszinsen noch lukrative Sparzinsen angeboten wurden. Diese Zeiten sind im Jahr 2022 vorbei. Laut Aussage der LBS Bayern gab es in den Monaten Januar bis Mai eine Steigerung des Neugeschäftes, wie seit Jahren nicht mehr. Diese Entwicklung bestätigt die Wüstenrot Bausparkasse AG, welche einen Richtungswechsel schon im Frühjahr vorausgesagt hat. (5) Die Aussagen der oben genannten Bausparkassen können aktuell in der Statistik der Bundesbank über die neu abgeschlossenen Verträge aller Bausparkassen noch nicht bestätigt werden. (6) Grund hierfür dürfte allerdings sein, dass lediglich die Daten bis einschließlich April 2022 verlässlich vorliegen und die dramatische Änderung der Marktlage erst ab diesem Zeitpunkt im Bewusstsein der Verbraucher angekommen ist. Seit April ist ein deutlichen Anstieg der Neuabschlüsse im Segment Bausparen verzeichnen können und der Zinsmarkt sich in den nächsten Monaten nicht stark verändern sollte, gehen wir auch für das Q3 von einem anhaltendem starken Bauspargeschäft aus.
Warum es sich jetzt lohnt einen Bausparvertrag anzubieten
Stellt man sich den Bausparvertrag als Versicherung vor, so dient dieser als Absicherung gegen steigende Zinsen. Eine sehr gute Erläuterung dieser Situation liefert unser Partner, die Wüstenrot Bausparkasse AG, unter folgendem Link. Kunden beschaffen sich schon heute den Darlehenszins für die Zukunft und erkaufen sich die Sicherheit, nicht mehr abhängig von Zinsentwicklungen am Markt zu sein. Das ist insbesondere dann von Vorteil, wenn die Zinsen am Markt steigen – so wie es aktuell gerade der Fall ist.
Marktlage Ratenrkredit 2022
Wie aus den Zahlen der Deutschen Bundesbank hervorgeht, hat sich das Neugeschäftsvolumen der Konsumentenkredite an private Haushalte in den Monaten Januar bis April im Vergleich zum Vorjahr um knapp 15 Prozent gesteigert. Da aktuell nur die Zahlen bis einschließlich April vorliegen, lässt dies noch keinen finalen Schluss auf das erste Halbjahr zu, jedoch zeigt es einen Trend heraus aus dem Tief der Corona Pandemie. Das Niveau der ersten vier Monate liegt damit nur knapp 1,2 Mrd. EUR unter dem Wert von 2020. (7)
Laut der aktuellen Umfrage „Konsum-Finanzierung“ der Ipsos GmbH im Auftrag des Bankenfachverbades aus dem Jahr 2021 wird gut jeder zweite Ratenkredit für die Anschaffung eines Neu- oder Gebrauchtwagens verwendet (ohne Elektro-Hybrid-Fahrzeuge). (8) Daher lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Preisentwicklungen. Insbesondere bei Gebrauchtwagen gab es laut einem Bericht von ntv im letzten Jahr eine Preissteigerung von 27 Prozent. Grund hierfür sind neben den Lieferengpässen der Neuwagen, welche auf die Corona Pandemie zurückzuführen sind, auch die weiter anhaltende Ukraine-Krise und die bereits weiter oben beschriebene, stark ansteigende Inflation. (9) Daher kann mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass die Neuabschlüsse im Ratenkreditbereich im Jahr 2022 weiter steigen dürften und somit der Ratenkredit als Produkt für alle Beteiligten mehr in den Fokus rücken dürfte.
Steigende Zinsen – jetzt noch zuschlagen!
Laut einer Umfrage von smava von April diesen Jahres gingen knapp über drei Viertel der befragten Banken von steigenden Zinsen für Ratenkredite aus. (10) Nun dürften aktuell die damals von den Banken angekündigten Zinssteigerungen bereits weitestgehend erfolgt sein, jedoch noch nicht abzusehen, wie sich die erneute Steigerung der EZB-Leitzinsen auswirken wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass Banken die Konditionen für Ratenkredite nochmals erhöhen, ist laut unserer Einschätzung jedoch gegeben.
Aus diesen Gründen ist es aktuell ratsam, nochmal den Kundenbestand für die aktuelle Situation zu sensibilisieren. Bei einer aktuell so hohen Inflation ist es sinnvoll, geplante Investitionen vorzuziehen.
Sollten Sie Unterstützung benötigen, bin ich, wie immer, jederzeit unter den unten angegebenen Kontaktdaten für Sie da.
3 https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/immobilien-ifo-institut-ungewoehnlich-viele-bauprojekte-werden-momentan-storniert/28509564.html
4 https://www.immoverkauf24.de/immobilienpreise/#:~:text=In%202020%20stiegen%20die%20Hauspreise,verteuerten%20sich%20H%C3%A4user%20und%20Wohnungen.
5 „Bausparen kommt neue in Mode“; tagesschau.de; Abruf am 19.07.2022; Link zum Artikel: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/bausparen-zinsen-immobilie-101.html
6 „Im Berichtsmonat neu abgeschlossene Verträge / Bausparsumme / Alle Bausparkasse“; Deutsche Bundesbank; Abruf am 19.07.2022; Link zum Abruf der Daten: https://www.bundesbank.de/dynamic/action/de/statistiken/zeitreihen-datenbanken/zeitreihen-datenbank/723452/723452?tsId=BBK01.SU1064&treeAnchor=BANKEN&statisticType=BBK_ITS&listId=www_s101_b39_1&dateSelect=2022
7 „Neugeschäftsvolumina Banken DE / Konsumentenkredite an private Haushalte insgesamt“; Deutsche Bundesbank; Abruf am 19.07.2022; Link zum Abruf der Daten: https://www.bundesbank.de/dynamic/action/de/statistiken/zeitreihen-datenbanken/zeitreihen-datenbank/723452/723452?tsId=BBK01.SUD230&dateSelect=2022
8 „Marktstudie Konsumfinanzierung 2021“; Bankenfachverband; Abruf am 19.07.2022; Link zum Abruf der Studie: https://ssl.bfach.de/bankenfachverband.php/cat/246/aid/7741/title/Marktstudie_Konsumfinanzierung_2022
9 „Gebrauchtwagenpreise so hoch wie nie“; ntv; Abruf am 19.07.2022; Link zum Artikel: https://www.n-tv.de/auto/Gebrauchtwagenpreise-so-hoch-wie-nie-article23305698.html
10 „Ukraine-Krieg: Auch Kredite werden wohl teurer … hinaus“; smava; Abruf am 19.07.2022; Link zur Pressemitteilung: https://www.smava.de/presse/pressemitteilungen/ukraine-krieg-auswirkungen-q2-2022/
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